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Orkan “Christian” fegt über Norddeutschland

hinweg

"Christian" raste mit einer Geschwindigkeit von bis zu 173 Stundenkilometern über den Norden. Dieser Spitzenwert wurde in St. Peter-Ording (Nordfriesland) gemessen. Der Wetterdienst mminternational - vormals Meteomedia - registrierte auf Helgoland sogar 191 Kilometer pro Stunde. Dies sei ein Rekord für die Nordsee und Helgoland. Erinnerungen an den zerstörerischen Sturm "Anatol" 1999 wurden bei einigen wach. Damals seien es 180 Stundenkilometer gewesen, sagte die Sylter Bürgermeisterin, Petra Reiber, nun bis zu 160. "Das ist schon eine beängstigende Situation." Sie habe ihre eigenen Mitarbeiter angeboten, nach Hause zu gehen. Es seien Bäume, Bänke und Fahrräder umgestürzt, Dachteile herabgerissen worden, Strom ausgefallen, das Telefonnetz teilweise zusammengebrochen. "Und die Luft ist nicht mehr klar", getrübt von Sand und Unrat, "trüb wie bei Nebel, eine sehr schlechte Sicht". Der Autoreisezug SyltShuttle der Deutschen Bahn hatte schon am Vormittag seinen Betrieb zwischen Niebüll und Westerland komplett eingestellt. Der Betrieb der Syltfähre zwischen List auf Sylt und Havneby auf der dänischen Insel Rømø wurde ebenfalls ausgesetzt. Auch die Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.) auf der Insel Föhr ließ ihre Fähren im Hafen. Erst am Abend sollten wieder Schiffe fahren. Bereits am Morgen war Helgoland vom Festland abgeschnitten. Die Reederei Cassen Eils teilte mit, dass die Verbindung zwischen der Hochseeinsel und Cuxhaven (Niedersachsen) bis Dienstag unterbrochen sei. Die Elbfähre Glückstadt-Wischhafen verkehrte ebenfalls nicht mehr. Schulkinder im Kreis Nordfriesland freuten sich über "sturmfrei": Der Kreis forderte die Schulen am Mittag auf, sämtliche Schüler so schnell wie möglich nach Hause zu schicken. Auf der Hallig Hooge sagte Bürgermeister Matthias Piepgras: Es sei schlimmer als beim Orkan "Kyrill" (2007) gewesen. Eine Frau sei durch umherfliegende Gegenstände leicht verletzt worden. Der zu Hilfe gerufene Seenotrettungskreuzer konnte wegen des Sturms aber nicht anlegen. "Die Nordsee war wie am Kochen." Am Abend beruhigte sich der Sturm. Die Windstärke lag bei 8 bis 9 - "ein laues Lüftchen", sagte Piepgras. Wie heftig es den äußersten Norden Deutschlands getroffen hat, erkennt man auch gut an der Karte der Luftdruckverteilung. Die enge Drängung der Linien gleichen Luftdrucks (Isobaren) weist auf einen extrem starken Sturm über der Nordsee hin. Hier die Situation um 14 Uhr, kurz bevor der Orkan die schleswig-holsteinische Nordseeküste mit voller Wucht traf:

Fotostrecke:

Spitzenböen       St. Peter-Ording (11m) 173 km/h Glücksburg/Meierwik (33m) 169 km/h Kiel Leuchtturm (23m) 169 km/h Brocken (1142m) 163 km/h List/Sylt (29m) 158 km/h Jagel (25m) 155 km/h Feuerschiff Tiefenwasser Ems (0m) 151 km/h Helgoland/Düne (8m) 148 km/h Schönhagen (Ostseebad) (2m) 144 km/h Westerland/Sylt (17m) 141 km/h Hohn (12m) 137 km/h Norderney (16m) 137 km/h Leck (17m) 133 km/h Westermarkelsdorf (9m) 133 km/h Schleswig (48m) 130 km/h Heide/Elpersbüttel (5m) 130 km/h Boltenhagen (17m) 130 km/h Weinbiet/Pfalz (557m) 126 km/h Feldberg/Schwarzwald (1493m) 126 km/h Zugspitze (2962m) 122 km/h
Quelle: Wetteronline
Zugbahn von Orkan "Christian"
Quelle: Wetteronline

Orkantief "Christian" war wie "Lothar"

Nach Angaben von SRF Meteo hat es in Europa seit Jahren nie mehr einen so starken Herbststurm wie das Orkantief "Christian" gegeben. Während in mehreren westeuropäischen Ländern mehrere Menschen getötet wurden, kam die Schweiz glimpflich davon und erlebte an einigen Orten gar sommerliche Temperaturen. Gemäss SRF Meteo hat Orkan "Christian" Gemeinsamkeiten mit Orkan "Lothar" vom Dezember 1999. "Auch 'Christian' ist ein Randtief, das am Montag am Rande des Haupttiefs 'Burkhard' noch selber beschleunigt wurde". Am Rande des Teiltiefs entstünden die absoluten Spitzengeschwindigkeiten. Am 26. Dezember 1999 fegte der Orkan "Lothar" über die Schweiz. Damals registrierte MeteoSchweiz am Zürichberg Windspitzen von 157 Kilometern pro Stunde; in Basel Böen von 147 km/h. Der damals höchste Wert wurde mit 229,7 Kilometern pro Stunde auf dem Säntis registriert. Doch dieses Mal blieb die Schweiz verschont. Statt einem gewaltigen Herbststurm brachte das Orkantief "Christian" in den Alpen Föhn und auf dem Jura Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h. Dabei stiegen die Temperaturen auf sommerliche Werte. Feldkirch war österreichweit Spitzenreiter mit 26,1 Grad, in Bregenz wurde ein Tageshöchstwert von 22 Grad erreicht. Grund dafür war ein perfekter Warmsektor über SW-Deutschland - Föhneffekte von der burgundischen Pforte und von den Alpen sorgten für weitgehend blauen Himmel, klare Sicht und starke Sonneneinstrahlung.
Tief "Burkhard" mit Randtief "Christian", dass zu einem Schnellläufer wurde